Pazifischer Blauflossen-Thunfisch: Alles Aquakultur

Gilbert Vergères | 09. Dezember 2019
Bild Christoph Baldegger neben Thunfisch

Thunfischfarmen, auf denen von Fischern gefangene, ausgewachsene Thunfische gemästet werden, wird werden durch eine vollständige Aquakultur abgelöst. Hier werden die Eier von Pazifischen Blauflossen-Thunfischen kultiviert und zu Jungfischen herangezogen, um dann in Mastkäfigen zu ihrer endgültigen Verkaufsgrösse heranzuwachsen. Hier berichten wir von unserem Besuch vor Ort in Japan.

Wir besuchten eine Thunfisch-Farm auf den Amami-Inseln. Es war ein schöner, sonniger Tag. Für Reisefreunde: Der Archipel liegt etwa 1800 km von Tokio entfernt. Mit dem Flugzeug dauert die Reise zum Haupt-Flughafen Honiara 2,5 Std. Da sich das Wetter dort schlagartig ändern kann, haben wir vor Abreise die Wettervorhersage für die nächsten Tage besonders genau verfolgt.

Wir sind nach Honiara geflogen, das direkt auf den Amami-Inseln liegt. Die Japan National Tourism Organization beschreibt die Inselkette auf ihrer Webseite als „gedeihende Korallenriffe, makellose Sandstrände und Urwälder“.

Auf dieser Reise wollten wir eine Thunfischfarm besuchen. Wir wollten Einblicke in die Arbeit der Farm und die Zucht des Pazifischen Blauflossen-Thunfischs im Allgemeinen gewinnen. Das Unternehmen, das wir besucht haben, arbeitet auf den Amami-Inseln und Okinawa. Auf den Amami-Inseln züchtet die von uns besuchte Farm die Fische und lässt sie auf ihre Verkaufsgrösse heranwachsen.

Es ist schon beeindruckend mit anzusehen, wie ein Thunfisch von 80 kg aus dem Netz genommen wird. Wir hatten also Glück, dass wir genau zum richtigen Zeitpunkt vor Ort waren.

Warum muss der Pazifische Blauflossen-Thunfisch in der Zucht vermehrt werden?

Eine grosse Menge des Blauflossen-Thunfisches auf dem Markt kommt aus dem Fang von Jungtieren, die aus dem Meer gefischt und dann weiter gemästet werden.

Sie sollen also zunehmen und vor allem fett werden. Sie werden dafür über einen Zeitraum von sechs Monaten dauerhaft gefüttert. Der Fettanteil des Thunfischs ist ein wichtiger Faktor, der seinen Preis bestimmt.

Eine vollständige Aquakultur ist trotzdem der beste Weg, um den Raubbau an den Thunfischbeständen zu stoppen. Der Thunfisch in der vollständigen Aquakultur wird aus Fischeiern gezüchtet, die von Thunfischen in freier Wildbahn gelegt wurden. Diese werden dann künstlich zum Schlüpfen gebracht. So kann die Nachfrage auf dem Markt gedeckt werden, ohne die Bestände des Pazifischen Blauflossen-Thunfischs weiter zu dezimieren.

Bild Thunfisch Käfig

Warum muss der Lebenszyklus in Gefangenschaft beendet werden?

Der Blauflossen-Thunfisch ist eine der weltweit am meisten bedrohten, aber auch wertvollsten Fischarten. Unglücklicherweise ist diese Fischart nicht sehr gut für die Aquakultur geeignet. Zum Beispiel sterben die Fische, wenn sie beim Schwimmen mit hoher Geschwindigkeit an die Begrenzungen ihrer Käfige stossen. Ausserdem sind sie Kannibalen und fressen sich gegenseitig.

Die Welternährungsorganisation FAO betont, dass eine erfolgreiche Aquakultur-Industrie für den Blauflossen-Thunfisch davon abhängt, ob der Lebenszyklus in Gefangenschaft beendet wird und Fischbrut in Aufzuchtstationen erzeugt wird. Das zeigt, dass es noch viel zu tun gibt.

Die Fischfarmen und Aquakulturanlagen in Japan erzeugen rund 30% des Blauflossen-Thunfischs auf dem Markt. Er gilt als der Beste seiner Art.

Bild Thunfisch

Warum ist eine vollständige Aquakultur des Pazifischen Blauflossen-Thunfischs so schwierig?

Nachhaltige Sushi ist auf dem Markt sehr gefragt. Aber die Thunfischzucht dauert ca. ein Jahr vom Laich bis zu dem ca. 15 cm langen Fisch. Ausserdem dauert es weitere drei Jahre, bis der Thunfisch gewachsen ist und ca. 60 kg wiegt.

Neben dem Zeitfaktor gibt es zwei Schwierigkeiten bei der Thunfischzucht auf Fischfarmen:

Die Sterblichkeit unter den Tieren in den Käfigen ist immer noch recht hoch. Es ist schwer, den Thunfisch erfolgreich vom Ei zum ausgewachsenen Blauflossen-Thunfisch ganz in Aquakultur heranzuzüchten.

Ca. 25 kg Fisch werden benötigt, damit der Thunfisch in Gefangenschaft ein Kilogramm zunimmt.

Es gibt Berichte, dass Fische in umliegenden Gebieten von örtlichen Fischfarmen krank geworden sind. Eine Begründung dafür ist, dass der Fisch, der zur Fütterung der Thunfische verwendet wird, dafür verantwortlich sein könnte.

Dieses Risiko muss man auch in den Griff bekommen, damit negative Auswirkungen der Farmen auf die Fische in freier Wildbahn vermieden werden.

Ausserdem geht die vollständige Aquakultur des Pazifischen Blauflossen-Thunfischs weit über die reine Fettmast des Thunfischs hinaus. Verschiedene Schritte müssen genau beachtet und betreut werden, z.B.:

• Einsammeln der Fischeier,
• Ausbrüten der Eier in Gefangenschaft,
• Einsammeln der fertigen Eier,
• Überwachung des Ausbrütens sowie
• Aufzucht der Larven und zum Schluss das
• Heranwachsen der Tiere auf Verkaufsgrösse.

Regierungen haben Thunfischfarmen schon immer unterstützt. Die Europäische Union, Japan und Australien haben Fischfarmbetrieben verschiedene Arten der Unterstützung gewährt, einschliesssslich Steuervergünstigungen und Investitionskredite. Schnelle Gewinne haben zu mehr Investitionen in Fischerboote, Lagerhallen und sogar Flugplätzen für den Thunfischexport geführt.

Was denken Sie?

Vollständig auf Farmen gezüchteter Thunfisch ist nachhaltig und wird von Sushi-Liebhabern gern angenommen. Das erklärt auch teilweise, wieso der Thunfisch, der während unseres Aufenthaltes vor Ort gefangen wurde, nach Europa exportiert wurde.

Aber was uns brennend interessiert:

Was würden Sie gerne über die Thunfischhaltung und -zucht erfahren?
Konnten Sie schon einmal gezüchteten und wilden Thunfisch und vollständig auf Farmen gezüchteten Thunfisch probieren?
Denken Sie, dass die Thunfischzucht eine gute Alternative zur Überfischung der Thunfischbestände im Meer ist?

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Bild Amami Insel

FAO – Welternährungsorganisation

Greenpeace über Thunfischfarmen

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