Das war das NASF 2022 – ein Rückblick

Marco Berweger | 06. September 2022

Fischereibetriebe können ihre Umweltauswirkungen auf das Klima und die Ozeane verringern und so langfristig ein prosperierendes Geschäft sicherstellen, welches Millionen von Menschen mit gesunden und nachhaltigen Fischereierzeugnissen versorgt. Die Industrie ist bestrebt, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen weiter voranzutreiben. Themen wie die CO2-Belastung in der Logistik, die Optimierung der Futtermittel sowie neue Technologien zur Überwachung des Fischwohls sind an Branchentreffen wie dem North Atlantic Seafood Forum (NASF) omnipräsent. Generell kann gesagt werden, dass die junge Industrie sich in grossen Schritten vorwärtsbewegt. Die Unternehmen diversifizieren ihr Geschäft entlang der Wertschöpfungskette und können somit die Prozesse noch besser überwachen und effizienter gestalten.

Gute Stimmung und familiäre Atmosphäre

Vergangenen Juni waren wir zu Gast am NASF in Bergen. «Das North Atlantic Seafood Forum hat sich zur wichtigsten Fish & Seafood-Konferenz weltweit entwickelt». Mit diesen Worten eröffnete Ivan Vindheim, CEO von Mowi, seinen Vortrag auf dem NASF Investor Forum. Nach zweijähriger coronabedingter Pause war es uns eine Freude, die Branchenvertreter wieder einmal persönlich zu treffen. Bereits beim Eintreffen fällt die familiäre Atmosphäre auf – man kennt sich und tauscht sich gerne über diverse Themen aus. Für uns von Bonafide ist es eine Bereicherung, ein Teil davon sein zu dürfen.

Abwechslungsreiches Programm

Vier Tage, 16 verschiedene Seminare, acht One-to-One Meetings und sechs Unternehmensbesichtigungen. Ein abwechslungsreiches und spannendes Programm für die Bonafide-Mitarbeitenden. An den Tagungen wurden unter anderem folgende Themen diskutiert:

  • Globale Herausforderungen beim Transport von Fish & Seafood Produkten
  • Post-Covid-Verbraucherverhalten
  • Klimawandel und Dekarbonisierung der Industrie
  • Herausforderungen in der Futtermittelindustrie
  • Zukunft der Ozeane

Auffallend war die gute Stimmung während dem gesamten Event. Kein Wunder. Die Vereinten Nationen (UN) sagen voraus, dass wir die gegenwärtige Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um 70% steigern müssen, um die Welt zu ernähren. Es gibt nicht die eine Lösung für diese Herausforderung, doch sie befördert einige innovative Ideen, die die Art, uns zu ernähren, grundlegend ändern könnten. Und die Aquakulturen sind ein Teil davon. Es wurde viel darüber diskutiert, wie man die Zuchtmethoden weiter optimieren kann, welche neuen Technologien eingesetzt werden und welche Spezies gezüchtet werden könnten. Es waren zahlreiche innovative Technologie-Startups vor Ort, um ihre neusten Entwicklungen den Unternehmen vorzustellen. Die Zucht von Meerestieren hat sich seit den 90er Jahren grundlegend verändert – und dies zum Besseren. Die Industrie hat aus den anfänglichen Fehlern ihre Lehren gezogen. Norwegen ist dabei führend, wenn es um die Zuchtmethoden geht.

„Ich habe begonnen, die Probleme anzugehen, welche ich für unsere Menschheit am Dringendsten finde. Dazu gehören definitiv die Ernährungssicherheit und die Umweltbelastung durch die Rindfleischproduktion."

Professor Mark Post, PhD, University of Maastricht

Vor Ort bei den Unternehmen

Wir haben die Zeit in Norwegen genutzt, um die Unternehmen vor Ort zu besuchen. Es ist spannend zu sehen, wie gewisse Unternehmen mit einfachen Mitteln Experimente zur Verbesserung ihrer Zucht durchführen. Heutzutage ist es möglich, die Exkremente der Fische aufzufangen und diesen zu Biodünger für die Landwirtschaft weiterzuverarbeiten. Dies ist nur ein Beispiel von vielen Innovationen. Der Austausch mit den verantwortlichen Mitarbeitenden auf den Anlagen gibt uns ein noch besseres Verständnis zu den Chancen und Herausforderungen der Industrie. Die Leidenschaft für den Fisch als Lebewesen sowie der Respekt gegenüber der Natur sind spürbar. Und bei einem Punkt sind sich alle einig – man muss langfristig denken und die Ressourcen nachhaltig bewirtschaften, um erfolgreich zu sein. Schliesslich wollen viele Unternehmer ihre Aquakulturen den Kindern und Grosskindern in gutem Zustand übergeben.

Das Netzwerk pflegen

Wir hatten in diesen Tagen auch Zeit unser Netzwerk zu pflegen und neue Leute kennen zu lernen. Mit über 700 Delegierten von 400 verschiedenen Unternehmen aus 37 Ländern war die Auswahl der Gesprächspartner vielfältig. Am zweiten Tag wurden wir zu «After-Seminar-Drinks» mit Blick auf den Fjord eingeladen. Ein Treffen von Finanzexperten aus dem Sektor Fish & Seafood. Der Konsensus war klar, es gibt in dieser schnell wachsenden Industrie zahlreiche Investment-Opportunitäten. Die Frage bleibt, welche Projekte und Vorhaben in den nächsten Jahren zu den erfolgreichsten zählen werden. Die Welt verändert sich, neue Themen wie ESG sind in den Vordergrund gerückt und laufend tauchen neue weltwirtschaftliche Herausforderungen auf. Dies beschäftigt einerseits natürlich die Unternehmungen, anderseits auch uns als aktive Investoren. Durch unsere langjährige Erfahrung im Sektor und dank fundierten Unternehmensanalysen können wir unseren Investoren einen Mehrwert bieten sowie die Risiken bestmöglich managen.

Fischerei in Norwegen als zweitgrösster Wirtschaftszweig

Dank der langen Küstenlinie des Landes mit breiten Meeresböden und günstigen klimatischen Bedingung ist die Fischindustrie in Norwegen in den letzten 40 Jahren stetig gewachsen. Heute leistet die Fischindustrie nach der Öl- und Gasindustrie den zweitgrössten Beitrag zur norwegischen Volkswirtschaft.

Der Westen wird von einem wachsenden Wohlstandsgefälle, einer schrumpfenden Mittelschicht und einer gespaltenen Gesellschaft heimgesucht. Das ist ein bekanntes Phänomen, aber was wäre, wenn es auch eine andere Seite der Geschichte gäbe?

Norwegen steht an der Spitze des WEF-Index für integrative Volkswirtschaften, einer Studie, die untersucht, welche Länder am besten in der Lage sind, ein Wachstum zu erzielen, das über Jahrzehnte hinweg anhält, über verschiedene Sektoren hinweg breit angelegt ist, Arbeitsplätze für eine grosse Mehrheit der Bevölkerung schafft und die Armut verringert. Das kleine skandinavische Land mit 5 Millionen Einwohnern macht es anders. Es hat die geringste Einkommensungleichheit der Welt, unterstützt durch eine Mischung aus bildungs- und innovationsfördernden Massnahmen. Ausserdem wird der weltweit grösste Staatsfonds, der die Öl- und Gaseinnahmen des Landes verwaltet, in eine langfristige Wirtschaftsplanung investiert.

Auch in der Aquakultur-Industrie macht Norwegen vieles richtig. Was uns besonders freut – andere Länder passen sich den norwegischen Standards an und verbessern ebenfalls ihre Produktionsprozesse.

Nächster Halt Chile

In der Fischerei-Industrie gibt es nebst Norwegen viele weitere spannende Regionen. Dies ist auch ein Grund, weshalb unsere Fonds weltweit diversifiziert in verschiedene Spezies und entlang der gesamten Wertschöpfungskette investieren. Mit einer Allokation von zurzeit 15% gehört auch Chile für uns zu den interessantesten Ländern. In Bergen trafen wir das Management des chilenischen Unternehmens Multi X und unterhielten uns unter anderem über die politischen Herausforderungen des Landes. Kommenden November werden unsere Analysten nach Chile reisen, einige Unternehmen besichtigen und sich vor Ort ein Bild zu der Seafood-Industrie und der Stimmung im Land machen. Unser letzter Besuch in Chile war Anfang 2019. In unseren Chile Blogs (Teil 1 und Teil 2) erfahren Sie mehr zu unseren Erfahrungen. Gerne werden wir sie auch kommenden Herbst/Winter zu unseren Eindrücken informieren.

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