NASF: Jedes Jahr ein Highlight

Noah Gall | 28. März 2024

Das North Atlantic Seafood Forum in Bergen (Norwegen) ist der Branchentreffpunkt des Jahres. Entsprechend ist der Anlass ein Fixpunkt im Jahresprogramm von Bonafide. Auch dieses Jahr kehren wir mit vielen Eindrücken zurück, welche wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Obwohl beim Forum diverse Themen wie Wildfang, Nachhaltigkeit oder Technologien besprochen wurden, stammen unsere Schlüsselthemen dieses Jahr vor allem aus der Lachszucht.

Fokus Tierwohl

Norwegen musste 2023 aufgrund biologischer Probleme (Krankheiten, Parasiten, Quallen) eine Rekordzahl von verstorbenen Zuchtlachsen verzeichnen. Es besteht Handlungsbedarf zur Verbesserung der Situation. Zu gross ist der negative Einfluss auf den Ruf der Branche in der Heimat, wo die Bevölkerung schlussendlich entscheidend für die politische Unterstützung ist. Aber auch auf die Kosten der Züchter haben diese Probleme grossen Einfluss. Da in die Aufzucht jedes einzelnen Tieres investiert wurde, ist jeder verstorbene Fisch einer zu viel. Entsprechend war die Verbesserung des Tierwohles ein sehr dominantes Thema an der Konferenz. Diese Herausforderungen werden auf verschiedenen Ebenen angegangen:

1. Technologie

Die Anzahl von Innovationen zur Verbesserung des Tierwohls ist riesig. So wird das Verhalten aller Tiere bereits seit Jahren durch Kameras beobachtet und mittels AI ausgewertet, um so Rückschlüsse auf deren Gesundheit zu ziehen. Weiter gibt es Systeme, die mittels Laserstrahl Seeläuse auf den Lachsen abschiessen. Oder man versenkt die Käfige tiefer ins Wasser. Das Ziel dabei ist, den Seeläusen und Krankheitserreger sowie höheren (bzw. im Winter tieferen) Temperaturen in den oberen Schichten des Wasser zu entgehen. Erste Testphasen mit dieser «Deep Farming-Technologie» verliefen sehr erfolgreich. So mussten die Lachse während eines ganzen Zuchtzyklus nie an die Wasseroberfläche zur Behandlung gehoben werden. Solche Behandlungsprozesse (v.a. gegen Seeläuse) führen zu Stress bei den Fischen, wodurch sie kurzfristig geschwächt werden.

Deep Farming Technologie von AKVA. Quelle: AKVA

2. Biologie

Auch auf biologischer Ebene setzt man neue Erkenntnisse laufend um. Seit einigen Jahren erhofft man sich grosse Verbesserungen aufgrund der «Post-Smolt-Strategien». Dabei werden die Jungfische an Land grösser herangezüchtet, um dann in den harschen Meeresgewässern robuster zu sein. Doch wie es bei jungen Technologien ist, muss zuerst viel dazugelernt werden. So wuchsen die Fische in der Süsswasserphase zu schnell, sodass die Entwicklung der Organe nicht schritthalten konnte. Entsprechend waren die Resultate im Meer schlechter. Durch tiefere Temperaturen konnte das Wachstum der Jungfische eingeschränkt werden. Spannend war in diesem Zusammenhang die Aussage des CEO's von Lerøy Seafood im persönlichen Gespräch: «2023 haben wir so viel gelernt wie noch nie.»

Henning Beltestad, CEO Lerøy Seafood Group auf der NASF-Konferenz 2024 in Bergen. Quelle: North Atlantic Seafood Forum AS

3. Zusammenarbeit

Im Rahmen des NASF verkündete SalMar eine Investition über 500 Mio. NOK (rund 43 Mio. EUR) in das «Salmon Living Lab». Das Ziel dabei ist, möglichst vielen Branchenakteure (Züchter, NGO’s, Wissenschaftler etc.) in der Organisation zu verbinden, um so das Wissen auszutauschen und gemeinsam zu lernen. Mit einem eigenen Forschungslabor will man die Kenntnisse über Biologie erweitern. Mit Cargill wurde bereits ein erster grosser Partner gewonnen.

Ein weiteres, firmenübergreifendes Projekt, welches bereits 2017 gestartet wurde, ist Aquacloud. Das Ziel dabei ist, möglichst viele Daten der teilnehmenden Firmen (darunter Lerøy Seafood und Grieg Seafood) zu sammeln und zu vereinheitlichen, damit Rückschlüsse auf Krankheiten, Umweltbedingungen etc. gezogen werden können. Da die Firmen in den Fjorden nebeneinander operieren, ist ein Austausch von Wissen fundamental, um Verbesserungen zu erzielen.

Präsentation Salmon Living Lab durch SalMar. Quelle: Salmar

Tiefes Angebot

Um Goethe's Zitat «Wo Licht ist, ist auch Schatten» auf den Kopf zu stellen: Wo Schatten ist, ist auch Licht. Die biologischen Herausforderungen bringen nicht nur negatives mit sich. Diese führten dazu, dass sämtliche Analysten in den letzten Monaten ihre Wachstumserwartungen an die globale Lachsproduktion laufend nach unten revidierten. Zusammen mit restriktiven Lizenzbewilligungen hemmen sie so die Expansion des Sektors. Seit Jahren übertrifft die Nachfrage das Angebot, was sich durch die tiefen Wachstumsraten auf Seiten der Produktion kurz- bis mittelfristig auch nicht ändern wird. Entsprechend wird der Lachspreis weiterhin auf sehr hohen Levels erwartet, was sich positiv auf die Margen der Züchter auswirken wird.

Aus der Präsentation von Ivan Vindheim, CEO von Mowi. Quelle: Mowi

Wachsendes Investoreninteresse

Nach dem Steuerschock 2022 in Norwegen verliessen viele ausländische Investoren das Land, Unsicherheit ist Gift für den Aktienmarkt. Wir hörten aber nun von verschiedenen Seiten, dass das Interesse ausländischer Investoren wieder anzieht, was uns sehr positiv stimmt. Als Seafood-Investor waren wir auch in der Krise an Bord, teilen aber unser Boot gerne mit weiteren ausländischen Geldgebern. Wie die untenstehende Grafik zeigt, besteht noch einiges an Potenzial bei ausländischen Geldern.

Der Anteil ausländischer Investoren ist noch nicht zurück auf den historischen Werten. Quelle: Pareto

Fazit

Das NASF bietet ein breites Spektrum an Themen und Diskussionen, die die gesamte Wertschöpfungskette der Fischereiindustrie abdecken. Über drei Tage zählte der Event 964 Delegierte von über 400 Firmen, davon 200 Präsentierende. Neben diversen Präsentationen führte das Bonafide-Team diverse Direktbesprechungen mit Firmen und viele informelle Gespräche.

Die getroffenen Massnahmen bei der Verbesserung der biologischen Situation sowie die weiterhin auf hohem Niveau stabilen Preise stimmen die Industrie und uns positiv. Da wir seit Fondslancierung vor über 12 Jahren immer am NASF teilnehmen, ist es jeweils wie ein Klassentreffen. Gleichzeitig lernt man immer wieder neue, interessante Personen kennen. Die Reise nach Bergen lohnt sich jedes Mal.

Jorge Diaz, Nachhaltigkeitsverantwortlicher beim Futterhersteller Skretting, berichtet über aktuelle Entwicklungen in Westafrika. Quelle: Bonafide

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