1. Bericht aus Chile: Lachszucht
Anfang 2019 haben wir die Gelegenheit genutzt, während des chilenischen Sommers einige Lachsfarmen zu besichtigen.
Ende Januar kündigte Mowi an, seine Beteiligung an Nova Sea von 49% auf 95% zu erhöhen – ein weiterer Schritt in der fortschreitenden Konsolidierung der norwegischen Lachsindustrie. Am 21. Oktober erteilte die norwegische Wettbewerbsbehörde ihre endgültige Zustimmung zu dieser Transaktion und machte damit die Integration eines der renommiertesten unabhängigen Produzenten Norwegens in den Mowi-Konzern perfekt.
Rund 66 Grad nördlich, zwischen Trondheim und Bodø, liegt die kleine Insel Lovund, die Heimat von Nova Sea ist. Bonafide reiste dorthin, um Mowis neueste Akquisition aus erster Hand zu erleben.
Lovund unterscheidet sich deutlich von vielen anderen Inseln im Norden Norwegens: Sie ist lebendig, hell erleuchtet und wächst. Anfang der 1970er-Jahre beschlossen die Lehrer Olaisen und Meland, dem anhaltenden Bevölkerungsschwund etwas entgegenzusetzen. Nachdem sie von ersten Lachszucht-Versuchen weiter südlich gehört hatten, begannen sie ihr eigenes Experiment: Sie liessen 1.200 Jungfische per Wasserflugzeug anliefern und bauten einige Käfige.
Was 1972 als mutiges Projekt begann, entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Aquakulturunternehmen der Welt mit branchenführenden Margen und wurde nun für rund 625 Millionen Euro an Mowi verkauft.
Heute gilt Nova Sea als Vorzeigebeispiel für operative Exzellenz und gemeinwohlorientierte Aquakultur. Einige Kennzahlen verdeutlichen die positive Entwicklung:
Nova Sea ist vollständig integriert – von der Brut bis zum Verkauf. Für ein Unternehmen dieser Grössenordnung ist das einzigartig. Auf der rauen Küste Helgelands, einem der besten Lachsgebiete der Welt, betreibt Nova Sea zudem mehrere „nicht-kerngeschäftliche” Einrichtungen: Dazu gehören Mitarbeiterunterkünfte, Werkstätten, Wasseranlagen und lokale Restaurants, die das Gemeinschaftsleben auf Lovund prägen.
Durch die vollständige Integration von Nova Sea wird Mowi im Jahr 2025 ein zusätzliches Erntevolumen von rund 52.000 Tonnen erzielen. Die Ernteprognose für 2025 steigt damit auf 597.000 Tonnen, wovon 372.000 Tonnen aus Norwegen stammen werden.
Mowi erwartet jährliche Synergieeffekte von etwa 34 Millionen Euro, eine Zahl, die von uns als eher konservativ eingeschätzt wird. Die Kombination aus Nova Seas Effizienz, lokaler Expertise, Lizenznutzung und betrieblicher Stärke dürfte darüber hinausgehende Potenziale freisetzen. Es wird entscheidend sein, wie Mowi diesen nördlichen Leistungsträger in sein globales Portfolio integriert.
Besucher von Lovund sehen heute eine Grossbaustelle direkt neben der Firmenzentrale: Nova Sea errichtet ein hochmodernes Verarbeitungs- und Schlachtzentrum, das zu den fortschrittlichsten weltweit zählen wird.
Die 17 200 Quadratmeter grosse Anlage erstreckt sich über vier Etagen und erfordert eine Investition von über 2 Milliarden NOK. Mit einer Kapazität von bis zu 100.000 Tonnen pro Jahr, einer eigenen Verpackungsfabrik sowie sechs Tanks mit je 2.600 Kubikmetern Fassungsvermögen für insgesamt über 2.000 Tonnen Biomasse setzt Nova Sea neue Massstäbe in der Verarbeitung.
Diese Tanks steigern nicht nur das Tierwohl und die Produktqualität, sondern schaffen auch Spielraum in der Meeresproduktion, indem sie Lizenz-Kapazität in den Küstengewässern freisetzen. Damit bereitet sich das Unternehmen gezielt auf kommende regulatorische Rahmenbedingungen vor. Mowi und Nova Sea positionieren sich somit für die nächste Ära der Lachszucht, in der landbasierte und hybride Produktionsformen an Bedeutung gewinnen werden.
Nova Sea steht seit Jahren für Qualität, insbesondere auf den asiatischen Märkten. Es bleibt spannend, wie Mowi die Marke in seine globale Produktpalette integriert. Einige Branchenbeobachter erwarten, dass Nova Sea als eigenständige Marke weitergeführt wird, da sie eine hohe Wiedererkennung über die Verarbeitungsnummer N1041 besitzt.
In vielen Märkten gilt diese Kennung längst als Synonym für Premium-Lachs aus Helgeland, oft sogar stärker als das Logo selbst. „N1041” steht für norwegische Herkunft, Frische und Vertrauen.
Wie sich Nova Sea unter der Eigentümerschaft von Mowi weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: Diese Übernahme steht für Qualität, Skalierung und Widerstandsfähigkeit. Zudem ist sie ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie lokale Innovation auf einer abgelegenen Insel zu einem globalen Erfolgsmodell werden kann.
Lovund, das einst gegen den Bevölkerungsschwund kämpfte, ist heute Standort einer der modernsten Verarbeitungsanlagen der Welt und bildet zugleich das jüngste Fundament im wachsenden Lachs-Imperium von Mowi.
Kommentare