Lebensraum Wasser: Fische sind sensible Tiere

Deborah Hobi | 29. August 2022

Das Fischsterben in der Oder und den umliegenden Gewässern hat in letzter Zeit viel mediale Aufmerksamkeit erhalten und kritische Fragen zur Bedrohung der Fischbestände aufgeworfen.
Wir erklären, warum Fische sensibel sind, wenn es um ihre Lebensbedingungen geht und warum nachhaltige Aquakulturen notwendig sind, damit sich die weltweiten Fischbestände erholen.

Umweltkatastrophe im polnisch-deutschen Grenzfluss Oder

Die Suche nach der Ursache für das Fischsterben an der Oder dauert indes an. In Verdacht stehen längst nicht mehr nur die heissen Wetterbedingungen und der erhöhte Salzgehalt im Gewässer. Nachweise der toxischen «Goldalge» deuten auf eine Algenblüte als Ursache für das Umweltdrama hin. Nicht zuletzt werden illegal entsorgte Chemie-Abfälle vermutet. Die Umweltkatastrophe mit hunderten Tonnen toten Fischen an den angrenzenden polnischen und deutschen Regionen wirft ganz allgemein Fragen zum Thema Bedrohung der Fischbestände auf. Verständlich. Doch während uns die Nachrichten rund um das Fischsterben an der Oder traurig stimmen, sehen wir die Chance darin, dass die Menschen mehr Wissen und Verständnis erlangen, wenn es um die Fischwirtschaft im Allgemeinen geht. Wir befassen uns hierzulande – zu Recht – enorm viel mit der Landwirtschaft und suchen Lösungsansätze für einen geringeren CO2-Fussabdruck an Land. Doch es ist an der Zeit, dass auch der «Blue Economy» mehr Beachtung geschenkt wird und mit veralteten Fakten und Missverständnissen rund um die Fischzucht aufgeräumt wird. Denn ginge es um den ökologischen Fortschritt, hätte die Branche längst positive Schlagzeilen verdient.

Wasserqualität entscheidend für die Fische

Wie die Luft für uns Menschen, ist das Wasser für die Fische. Es verwundert also nicht, dass Fische auf Schwankungen der Wasserqualität unmittelbar reagieren. Doch was sorgt für Veränderungen in den Gewässern? Im Sommer beispielsweise verändern sich die Pegelstände aufgrund der Hitze, dies hat Einfluss auf die Konzentration der Nähr- sowie Schadstoffe im Wasser. Durch den Klimawandel werden diese Niedrigwasserverhältnisse verstärkt und die natürlichen Ökosysteme aus dem Gleichgewicht gebracht. Denn die Schadstoffkonzentration in den Gewässern nimmt zu und somit steigt das Risiko des Fischsterbens. Insgesamt spielen die Wassertemperatur, der Sauerstoffgehalt im Wasser und ähnliche Faktoren eine zentrale Rolle für das Überleben der Fische.

Doch auch die zunehmende Regulierung von Flüssen und Entwässerungen ist ein Grund für die Bedrohung der Tiere und Pflanzen. Wasserkraft ist heute eine der Hauptquellen für erneuerbaren Strom. Dies bedeutet, dass die meisten grossen Flüsse der Erde, unsere «Lebensadern», heute in irgendeiner Form verbaut oder umgeleitet sind. Die Hauptleidtragenden des Flussverbaus sind die wandernden Fischarten. Die Tiere gelten in der «freien Wildbahn», in ihren natürlichen Lebensräumen, nicht mehr unbedroht, wie letztlich das Beispiel an der Oder zeigt. Wenn sich nämlich die Umwelt verändert (Klimawandel, Verschmutzung, Überfischung), und dabei nicht selten der Mensch die Ursache ist, so braucht es eben auch neue Ansätze bei der Fischwirtschaft. Das Aussterben einer ganzen «Bevölkerung» an Fischen innert kurzer Zeit zeigt einmal mehr, wie sensibel Fische sind, wenn es um ihre Lebensbedingungen geht. Ein Thema, an dem in den letzten 15 bis 20 Jahren bei den Aquakulturen gearbeitet wurde.

Investitionsmöglichkeit: Nachhaltige Aquakulturen

Aquakultur ist die Zucht und Ernte von Fischen und anderen Organismen in allen Arten von Wasserumgebungen. Um Aquakulturen nachhaltig aufzubauen, braucht es die richtigen Lebensräume für die Fische. Sind diese gegeben, geht es um die Instandhaltung dieser Lebensräume: Stichwort Überwachung. Das sichere Heranwachsen der Fische in jeder Phase ihres Lebenszyklus kann in Aquakulturen nahezu 24/7 überwacht werden. Im besten Fall werden mögliche gesundheitliche Probleme und Befälle bereits bei den ersten paar Fischen erkannt. Wie auch bei anderen Branchen ist die Fischzucht hierbei extrem auf den technologischen Fortschritt angewiesen.

Viele Menschen denken, ein Fischfonds investiert nur in Lachs aus Norwegen. Aber das stimmt nicht. Es gibt weltweit viele Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, die Wasserqualität streng überwachen und keine Antibiotika einsetzen. Das Portfolio des Bonafide Globl Fish Fund ist global aufgestellt, mit Aktientitel aus Nord- und Südamerika, Asien und Australien. Der Aktienfonds deckt die gesamte Wertschöpfungskette des Fish & Seafood Sektors ab: Fischzüchter machen nur rund 30 Prozent des Portfolios aus, der Rest sind vor- und nachgelagerte Prozesse. Das sind beispielsweise Futtermittelhersteller, Hersteller von Aquakultur-Gehegen oder auch Logistiker.

Mehr Fisch, weniger Überfischung

Überfischung ist nach wie vor ein ernstzunehmendes Problem. Es gibt Regionen und Fischarten die eine verschärfte Fangquote bedürfen, um der Überfischung entgegenzuwirken. Ein Beispiel: Nachdem eine bestimmte Makrelenart im Pazifik vor Chile aufgrund Überfischung auszusterben drohte, wurden die Fangquoten über zehn Jahre lang massiv reduziert. Heute kann gesagt werden, dass sich die Bestände wieder erholt haben. Neben den unbedingt erforderlichen Fangquoten ist die nachhaltige, kontrollierte Aquakultur ein wichtiger Teil der Lösung für die Zukunft. In den Medien sieht man zwar immer wieder Dokumentationen darüber, wie schädlich die Fischproduktion sei. Dabei handelt es sich aber um absolute Negativbeispiele. Es geht auch anders. Wenn ein Norweger in seinem Fjord Lachse züchtet, dann tut er es in der Regel so, dass er es in den nächsten Jahren auch noch tun kann. Er betreibt die Fischwirtschaft nicht so intensiv, dass er die Grundlage seines Unternehmens zerstört. Fischfarmen, in die Bonafide investiert, sind streng reguliert. Letztlich muss man die Fischproduktion relativ zur Landwirtschaft betrachten: Statt eines Steaks essen Sie besser einen Lachs. Er benötigt deutlich weniger Zeit und Ressourcen (Wasser & Fläche) zum Wachsen als ein Rind.

Die Ressource Ozean wird bisher kaum genutzt. Man hat aus Unwissenheit Vieles falsch gemacht, die Meere verschmutzt. Wenn man die Ozeane nachhaltig nutzt, sind sie allerdings ein gewaltiges Reservoir, das Millionen Menschen ernähren kann. Die Erdbevölkerung steigt und somit auch die Nachfrage nach Fisch. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) liefern die Lebensmittel aus unseren Weltmeeren für 3,3 Milliarden Menschen mindestens 20 Prozent der durchschnittlichen Pro-Kopf-Aufnahme von tierischem Eiweiss. Jeder zweite Fisch auf unserem Teller kommt bereits aus einer Aquakultur, und während der Wildfang an seine Grenzen stösst, bieten Fischfarmen weiterhin grosses Wachstumspotenzial.

Kommentare